Auf dem großen Tour-Kalender steht auch Anspach
Nicht immer steckt der Profit-Gedanke hinter einem Konzert. Ein schönes Beispiel dafür gab es jetzt in der "Linde", als der Amerikaner Joseph Parsons aufspielte.
Neu-Anspach.
Hamburg, Weimar, Köln, Amsterdam, das sind einige Stationen aus dem Tour-Kalender des in Deutschland lebenden Amerikaners Joseph Parsons. Berlin und Norderstedt stehen vor Weihnachten auch noch auf
dem Programm. Das jüngste Konzert fand jedoch in der Anspacher Linde statt.
Kaum zu glauben, was in der Kleeblattstadt alles geht, da engagiert einer für einen Montagabend ein Gitarrenduo, und der Saal ist voll. Michael Radtke wagte das Experiment und es gelang. Der
Schauplatz war der alte Saal der Gaststätte "Zur Linde" im alten Ortskern. "Es sind heute auch viele Ältere da", sagte Radtke. Nun ja, die Musik war ja auch nicht gerade das, was den Youngstern über
ihre Stöpsel ins Ohr geht, sondern es war gute handgemachte Singer-Songwriter-Musik.
Die Hälfte der Zuhörer waren Einheimische, die andere Hälfte Auswärtige. Parsons hat seine Fans. Die kannten seine Texte, und als er zur Zugabe die Gitarre abstöpselte und sich mit Freddi Lubitz und
seiner 12-saitigen Gitarre unter die Fans mische, sangen die wie beseelt mit: "Ta-ha-ha-ha-heim (Time) ist a burning fire – you know it, you know ist, love will last forever . . . "
Joseph Parsons ist kein Unbekannter im Genre Folk, Rock und Country. Der schmachtvolle Song über die Zeit stammt von der vierköpfigen Gruppe und dem gleichnamigen Album "Us Rails". Parson spielt in
unterschiedlichen Formationen und kann eine beachtliche Discografie vorweisen. In der Linde trat er im Duo auf, und auf einem leicht erhöhten Podium spielte er hautnah beim Publikum softe
Country-Songs oder rockige Stücke. Zuweilen hatten die "Älteren" im Publikum vielleicht Crosby, Stills, Nash & Young im Ohr, andere Songs erinnerten an Simon & Garfunkel. In jedem Fall war es
vielseitige selbst gestrickte Songs mal rockig zum rhythmischen Gitarrenbeat mal melodische Stücke mit sanftem Picking zur sympathischen Countrystimme Parsons. Aber der zweite Mann auf dem Hocker,
Freddi Lubitz, machte das Konzert erst zu einer runden Sache, wechselte von der sechseitigen zur 12-saitigen Gitarre und zurück und sang meist ebenfalls dazu.
Große kommerzielle Interessen waren nicht im Spiel, sondern der Spaß der Musik und die Versuch, ein wenig Kultur nach Neu-Anspach zu bringen, gab Radtke zu seiner Motivation an.
(Frank Saltenberger)